Frisch gebackene Hündinnenbesitzer sind immer ganz gespannt, wann sie wohl eintritt, die erste Läufigkeit ihrer Hündin. Markiert sie doch einen wichtigen Punkt im Leben des Backfischs, nämlich den Übergang von der unbeschwerten Jugend zum Erwachsensein. Also eigentlich ganz genauso wie bei uns Menschen. Genau wie bei den Jugendlichen bedeutet „zeugungsfähig“ noch lange nicht „handlungsfähig“, zumindest nicht in allen Bereichen ;)!
Aber jeder Hündinnenbesitzer wird beobachten, daß die geistige Reife nach jeder Läufigkeit enorm zunimmt. Manchmal sind ganze Quantensprünge im Verhalten bemerkbar und man murmelt ganz verwundert „die ist aber jetzt erwachsen geworden“! Daher sollte man von einer Kastration auch unbedingt absehen, solange die Hündin nicht mindestens dreimal läufig geworden ist. Sonst bleibt sie auf immer und ewig ein unreifes Früchtchen mit kindlichem Verhalten und keiner Chance, hündische Souveränität im Umgang mit Artgenossen zu erlangen. Von den ganzen medizinischen Nachteilen mal ganz abgesehen.
So mach` einer hat tatsächlich etwas Bammel, weil er nicht genau weiß, was mit der Läufigkeit auf ihn zukommt und lässt vorsorglich gleich kastrieren. Aus den o.g. Gründen eine Katastrophe für den Hund und absolut unangebracht. Denn es ist alles eigentlich ganz einfach:
Die Läufigkeit der Hündin hat nichts mit der Monatsblutung bei der Frau zu tun. Während beim Menschen Gewebe abgebaut wird, ist es beim Hund genau andersrum! Die Gebärmutter wird mit Gewebe „aufgedoppelt“, so richtig kuschelig hergerichtet für evtl. befruchtete Eier und ist somit stark durchblutet. Dieses Blut kommt dann auch zum Vorschein und ist anfangs dunkelrot und recht viel. Ein Läufigkeitshöschen empfiehlt sich durchaus bei Wohnungshaltung, sonst sind die Teppiche evtl. ruiniert und nach einem Schüttler haben die Wände ein Punktemuster. Dieser Zustand dauert ein paar Tage, dann verändert sich die Farbe des Blutes und wird von dunkelkirschrot heller und mehr erdbeerfarben. Noch ein paar Tage später und die Blutung kommt fast völlig zum Erliegen und das was noch aus der Hündin tröpfelt ist sehr sehr hellrot bis fleischwasserfarben. Also merken: Kirsche – Erdbeere – Fleischwasser oder um beim Obst zu bleiben Litschi ;)!
Viele denken jetzt ist wieder alles vorbei aber das stimmt nicht! Im Gegenteil! Die „gefährliche Zeit“ kommt jetzt. Die Hündin ist nun in der sogenannten Standhitze und wird sich jedem Rüden anbieten den sie finden kann. Daher kommt übrigens das Wort Läufigkeit – sie sucht ganz aktiv und gezielt nach potentiellen Deckpartnern und läuft auch schonmal weg. Auch wenn sie eigentlich einen fantastischen Grundgehorsam hat. Daher gehört eine läufige Hündin spätestens ab dem Stadium „Litschi“ an die Leine und im Garten beaufsichtigt. Immer! Sie riecht kilometerweit und es kann durchaus vorkommen, daß willige Verehrer eine Stippvisite machen und vor Ihrem Gartentor stehen. Oder in den Garten springen wenn die Hündin schon nicht herauskommt. Den Geruch kann man durch Gabe von Chlorophyll etwas abmildern aber erfahrene Rüden lassen sich keinesfalls dadurch täuschen. Diese Phase dauert nun bis zu zehn Tage und erfordert schon in manchen Fällen ein gutes Nervenkostüm. Bei freundschaftlichem Nachbarschaftsverhältnis sollte man Rüdenbesitzern über den Zustand der Hündin Bescheid geben. Sonst wundern die sich evtl. über mangelnde Fressunlust und Heulkonzerte und wären ihren besten Freund todkrank.
Aber alles hat einmal ein Ende und nach insgesamt ca. drei Wochen ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Ihre Hündin ist nun gedanklich trächtig und evtl. scheinschwanger. Auch wenn sie gar nicht beglückt wurde gaukelt ihr Hormonstatus genau das vor. Sie wird sich evtl. stark im Verhalten ändern, nicht mehr spielen wollen, immer Hunger haben und viel schlafen. Auch sie ist also nicht krank. In diesem Zustand kann man ihr aber aus dem Stimmungstief helfen, indem man sie viel ablenkt und knapp mit dem Futter hält. So knapp daß sie denkt „Puh das reicht ja grade mal für mich und unmöglich noch für evtl. Babys!“
Während der Läufigkeit meidet man besser zeitlich und örtlich andere Hunde. So kann man sich und den Hunden viel Stress ersparen. Vor der Standhitze würde die Hündin von Rüden stark bedrängt werden, in der Standhitze wäre die Gefahr zu groß daß die Hündin gedeckt wird (und das geht verdammt schnell wenn man es NICHT will) und danach hat sie ihre liebe Not, die Verehrer wieder abzuwimmeln.
Sicher, es sind drei Wochen Ausnahmezustand. Für alle. Aber mit ein bisschen Management locker zu schaffen. Bei mir sind gerade Magic und Kessy zeitgleich läufig geworden. Sie kontrollieren sich jeden Tag mehrfach („Wie weit bist Du schon?“), kuscheln und schnäuzeln und fetzen auch noch mit dem Ball über die Wiese. Wohl gemerkt, wir sind noch im Stadium „Erdbeere“.
Aber es ist einfach herrlich , auch diese Facette bei den Hunden erleben zu dürfen und es gehört einfach dazu. Sie sind in dieser Zeit und vor allem danach sehr anhänglich und liebebedürftig. Geniesst die Zeit, sie ist wunderschön!